Navigation auf uzh.ch

Suche

Psychologisches Institut

Newsletter #2: Frühjahrssemester 22

Liebe Angehörige des Psychologischen Instituts   

Der zweite Newsletter der Open Science AG am Psychologischen Institut verspricht wieder spannende Lektüre zum Thema Open Science. Schwerpunkte in diesem Newsletter sind die Vorstellung der Sub-AG «Ethik und Datenschutz» sowie Preprints. Ausserdem weisen wir auf die aktuelle Ausschreibung der Open Science Preise sowie bevorstehende Veranstaltungen hin.   

Fragen, Anregungen und Beiträge zu diesem Newsletter nehmen wir gerne entgegen unter openscience@psychologie.uzh.ch. Der nächste Newsletter wird Anfang des HS22 erscheinen.    

Herzliche Grüsse    

Ihre Open Science Initiative

Newsletterinhalt

Die Sub-AG «Ethik und Datenschutz» stellt sich vor 

Innerhalb der Open Science (OS) AG des Psychologischen Instituts beschäftigt sich eine Gruppe von engagierten Forschenden explizit mit der Vereinbarkeit von ethischen und datenschutzrechtlichen Grundprinzipien mit den Empfehlungen der Open-Science-Bewegung. Während die Open-Science-Prinzipien zunehmend als Grundlage für eine gute akademische Praxis angesehen werden, ergeben sich für Forschende jedoch auch einige Unklarheiten und Herausforderungen in diesem neuen Spannungsfeld (zwischen Ethik, Datenschutz und OS). Hierfür möchte die Sub-AG «Ethik und Datenschutz» Aufklärung und Hilfestellung anbieten.

Beispielsweise erwarten Fördermittelgeber, wie z.B. der Schweizerische Nationalfonds (SNF), zunehmend von Forschenden, dass Projektanträgen eine Planung des Lebenszyklus der Forschungsdaten beigelegt wird – der sogenannte Data Management Plan (DMP). Zusätzlich zu den Leitlinien, welche der SNF hierzu verfasst hat und die das Erstellen eines DMP für Forschende anleiten, hat die Sub-AG «Ethik und Datenschutz» einige konkrete Beispiele für DMPs aus vergangenen Projektanträgen auf ihrer OSF-Seite zur Verfügung gestellt (https://osf.io/jp8rv/). Ausserdem finden Interessierte dort einige Beispiele für Einverständniserklärungen und Ethikanträge, in denen Open-Science-Empfehlungen implementiert wurden.

Die Sub-AG plant, auf ihrer OSF-Seite fortlaufend weitere Dokumente zu publizieren und wird via Newsletter der Open Science AG regelmässig über Wissenswertes und Neuigkeiten im Bereich Ethik und Datenschutz informieren. Gern nimmt die Gruppe auch jederzeit Fragen oder Hinweise entgegen (openscience@psychologie.uzh.ch).

Open Science Preise: Ausschreibung

Die Open Science AG vergibt auch dieses Jahr wieder mehrere Open Science Preise an Mitglieder des PSYCH, die auf vorbildliche Weise Open Science Praktiken im Rahmen ihrer Forschung umgesetzt haben. Die Verleihung der Preise findet diesmal im Rahmen des Festakts des 125-Jahre-PSYCH-Jubiläums am 23. September 2022 statt. Wir freuen uns auf viele Bewerbungen bis zum 15. Mai 2022! Alle weiteren Infos finden Sie auf der Homepage der Open Science AG.

Swiss Reproducibility Network 

Die UZH ist federführendes Mitglied des Swiss Reproducibility Network. In diesem Rahmen gibt es die SwissRN Academy für Young Researcher sowie diverse Arbeitsgruppen zu spezifischen Themen, die sich über Interessent*innen freuen.

Neues Open Access Journal: Swiss Psychology Open 

Haben Sie es schon gehört? Die Zeitschrift der Schweizerischen Gesellschaft für Psychologie (SGP) ist seit dem letzten Jahr ein Gold Open Access Journal (d.h. alle Artikel sind frei zugänglich) und heisst neu Swiss Psychology Open. Die Zeitschrift unterstützt Open Science Praktiken wie Präregistrierung, Open Data und Open Materials und bietet auch die Möglichkeit der Einreichung von Registered Reports (siehe unseren letzten Newsletter) an. Eine weitere interessante Aktion ist das Mentorship Program für Nachwuchsforschende. Alles in allem eine aus Open Science Sicht spannende Entwicklung, die es sich lohnt für eigene Veröffentlichungen im Blick zu behalten!

Tipps & Tricks: Preprints


Was sind Preprints?
Als Preprints werden gemeinhin wissenschaftliche Publikationen bezeichnet, die der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden, bevor diese in einem Peer-Review-Verfahren begutachtet wurden. Es gibt mittlerweile aber eine Vielzahl an Dokumenten, die als Preprints bezeichnet werden, so dass der Begriff etwas unscharf ist und als Synonym für jedes Dokument benutzt werden kann, das auf einem Preprint-Server veröffentlicht wird.

Alle grossen Verlage erlauben Autoren*innen i.d.R. Preprints auch von später in regulären Zeitschriften erscheinenden Arbeiten zu veröffentlichen, wobei die Richtlinien etwas variieren können (für Details, siehe: https://osf.io/e5u4a/). Während Preprints in der psychologischen Forschung lange Zeit eher unüblich waren, wird diese Form der Veröffentlichung in anderen wissenschaftlichen Disziplinen schon seit vielen Jahrzehnten praktiziert (z.B. in der Physik, Mathematik, Informatik, oder Biologie). Auch in den Wirtschaftswissenschaften finden Preprints oft grosse Beachtung und werden zitiert (z.B. im Social Science Research Network, SSRN). Speziell für Preprints in der psychologischen Forschung existiert seit 2016 das PsyArXiv, das vom Center for Open Science (COS) und der Society for the Improvement of Psychological Science (SIPS) begründet wurde.

Moshontz et al. (2021, s.a. Wingen et al., 2022) haben kürzlich eine Zusammenfassung inklusive nützlicher Hinweise zum Thema Preprints vorgestellt, von denen wir hier gerne einige Punkte aufgreifen wollen.

Warum Preprints und was gibt es zu bedenken?
Die Veröffentlichung von Preprints stellt sicher, dass wissenschaftliche Arbeit einfach und kostenlos im Internet zugänglich ist und damit auch den Prinzipien einer offenen und transparenten Wissenschaft folgt. Im Rahmen der Open-Science-Policy der UZH wird daher auch allen Forschenden empfohlen, eingereichte Manuskripte zusätzlich als Preprints zu veröffentlichen. Verschiedene Forschungsarbeiten zeigen auch, das Preprints die Reichweite einer Arbeit erhöhen, die dadurch häufiger zitiert wird und mehr Beachtung findet. Beispielsweise wurde der Preprint von Lakens (2022) zur Stichprobenplanung laut Google Scholar schon über 100 mal zitiert, noch bevor das Manuskript in einer Fachzeitschrift veröffentlicht wurde. Preprints ermöglichen es den Autoren*innen daher, ihre Werke schneller zu verbreiten als im traditionellen Peer-Review-Verfahren. Zudem wird eine schnellere und informelle Form des Feedbacks möglich (z.B. öffentliche einsehbare Kommentare oder Threads). Wichtig ist, dass die Veröffentlichung eines Preprints dazu dienen kann, dass eine Forschungsarbeit oder erste Idee zu einem bestimmten Zeitpunkt offiziell klar dokumentiert wird. Somit kann darauf später gut verwiesen werden. Etwaige spätere Änderungen, die beispielsweise aus einem Peer-Review-Verfahren resultieren, können zudem transparent dokumentiert werden. Auf psyarxiv.com ist es problemlos möglich, neue Versionen des Manuskripts hochzuladen, die unter der gleichen Adresse gefunden werden können. In jedem Fall sollte man aber im Hinterkopf behalten, dass Preprints eben Preprints sind und somit nicht in jedem Fall mit wissenschaftlichen Artikeln gleichzusetzen sind, die den Peer-Review-Prozess durchlebt haben (Wingen et al., 2022).

Wo können Preprints veröffentlich werden?
Speziell für psychologische Forschung existiert das PsyArXiv. Aber je nach Zielsetzung einer Arbeit (z.B. Masterarbeiten, Dissertationen) und deren Inhalt können auch andere Repositorien gut in Frage kommen (z.B. bioRxiv, SocArXiv, EdArXiv, MetaArXiv). Preprint-Repositorien bzw. Server bieten Forscher*innen gewisse Vorteile über die Veröffentlichung auf persönlichen oder institutionellen Websites: In den genannten Repositorien wird eine DOI-Kennung vergeben, die dem Preprint (inkl. früherer und späterer Versionen) eine dauerhafte Kennung zuweist. Ausserdem besteht in Repositorien die Möglichkeit, Metadaten einzutragen, die die Auffindbarkeit erhöhen (z.B. Links zu den Daten eines Projekts, Schlüsselwörter, etc.). Preprint-Server erlauben ausserdem interaktive Kommentare und Feedback. Die Preprints dort werden von Google Scholar und anderen Suchmaschinen indiziert und sind somit für eine breitere Forschungsgemeinschaft auffindbar.

Was gibt es bei der Veröffentlichung von Preprints zu beachten?
Preprints sollten eine vollständige und korrekturgelesene Version einer Arbeit beinhalten, bei der alle beteiligten Koautoren*innen mit einer Veröffentlichung einverstanden sind. Ethische und rechtliche Fragen bezüglich der Publikation müssen vorab geklärt sein (für Details, siehe dazu: Moshontz et al., 2021; https://osf.io/e5u4a/). Es wird empfohlen, für Preprints eine Lizenzierung vorzunehmen. Nach Moshontz et al. eignet sich im akademischen Bereich oft die «CC BY Attribution 4.0 Lizenz», die es erlaubt, das geistige Eigentum an einer Arbeit zu behalten (die dann auch angemessen zitiert werden muss), während die Verwendung frei und offen bleibt. Eine Veröffentlichung von Preprints kann ganz verschiedene Ziele haben. Es erscheint daher sinnvoll, den Zeitpunkt einer Veröffentlichung in Übereinstimmung mit diesen Zielen zu wählen: Wenn Autoren*innen in erster Linie Feedback zu einer ersten Arbeit aus einem im Gange befindlichen Forschungsprojekt erhalten möchten, so kann es sinnvoll sein, den Preprint schon vor der Einreichung bei einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift zu veröffentlichen. Natürlich muss auch dafür ein Preprint hinreichend ausgefeilt sein, damit nützliches Feedback möglich wird. Autoren*innen, die hingegen eine Arbeit vor allem schneller verbreiten wollen (als über einen regulären Veröffentlichungsprozess möglich), könnten zeitgleich mit der Einreichung (oder zum Zeitpunkt der Annahme zur Veröffentlichung) bei einer Fachzeitschrift einen Preprint veröffentlichen, der dann auch in überarbeiteten Versionen Änderungen aus dem Peer-Review-Prozess dokumentieren kann.

Preprints und ZORA
Und hier noch ein wichtiger Hinweis zu ZORA (das Repository der Universität Zürich): Wenn ein bereits als Preprint veröffentlichtes Manuskript auch bei einem Journal veröffentlicht wurde, dann soll der Link für die Preprint-Veröffentlichung auch bei der Eingabe in ZORA mit vermerkt werden. Im ZORA-Eintrag wird dann zum Preprint verlinkt, ohne dass das Preprint-Dokument selbst in ZORA hinterlegt wird. In ZORA gibt es generell keinen automatischen Abgleich mit publizierten Daten, die nicht bereits in ZORA erfasst sind. Jedes Institut ist für die vollständige Eingabe der Publikationen selbst verantwortlich.

 

Weiterführende Literatur

Lakens, D. (2022). Sample size justification. Collabra: Psychology, 8(1), 33267. https://doi.org/10.1525/collabra.33267  

Moshontz, H., Binion, G., Walton, H., Brown, B. T., & Syed, M. (2021). A guide to posting and managing preprints. Advances in Methods and Practices in Psychological Science, 4(2). https://doi.org/10.1177/25152459211019948

Wingen, T., Berkessel, J. B., & Dohle, S. (2022). Caution, preprint! Brief explanations allow nonscientists to differentiate between preprints and peer-reviewed journal articles. Advances in Methods and Practices in Psychological Science. Advance online publication. https://doi.org/10.1177/25152459211070559

Veranstaltungen

  • Das Center for Reproducible Science der UZH bietet im Frühjahrssemester 2022 findet ein vielfältiges Programm an, welches hier eingesehen werden kann: Programm FS 22. Wir möchten an dieser Stelle gerne zwei Programmpunkte hervorheben:
  • Der ReproducibiliTea ist ein Journal Club, der sich mit Themen rund um Reproduzierbarkeit, Statistik in der Datenanalyse, offene Wissenschaft, Forschungsqualität und gute Forschungspraktiken beschäftigt.
  • Im Juni 2022 wird ein PhD-Kurs zu Good Research Practice angeboten.
  • Die Bibliothek der UZH bietet in diesem Jahr diverse Lunch-Veranstaltungen zum Thema Open Science an – diese finden jeweils mittags via Zoom statt. Die «Lunch & Learn»-Serie bietet Angehörigen der UZH dabei monatlich einen kurzen Einblick in verschiedene Aspekte rund um Open Science. Themen sind etwa Bilderrechte, Open Access Publizieren, Rights Retention Strategie, Research Assessment und mehr. Das komplette Programm sowie Informationen zur Anmeldung finden sich hier: «Lunch & Learn»-Serie
  • Die 17th Conference of the Swiss Psychological Society findet im September 2022 in Zürich statt. Dort wird es auch verschiedene Beiträge zu Open Science geben (z.B. einen Pre-Conference Workshop «Sound science in the era of open science: On existential problems and promising solutions»), so dass sich ein Blick in das (im Laufe des Aprils verfügbare) Programm lohnt.

Allgemeine Hinweise und Impressum

Dieser Newsletter erscheint einmal pro Semester. Kontakt bei Rückfragen zum Newsletter: openscience@psychologie.uzh.ch

 

Weil dieser Newsletter nur einmal pro Semester erscheint, können wir nicht auf kurzfristig anberaumte Veranstaltungen hinweisen. Wir empfehlen das Abonnement der Mailingliste des Center for Reproducible Science der UZH, um über Angebote zur Weiterbildung und zum wissenschaftlichen Austausch über Open Science an der UZH auf dem Laufenden zu sein.

 

Derzeitige Mitglieder der Open Science Arbeitsgruppe

Prof. Dr. Johannes Ullrich (Leitung); Dr. Walter Bierbauer; Dr. Martin Götz; Dr. Sebastian Horn; Dr. André Kretzschmar; Prof. Dr. Nicolas Langer; M.Sc. Zita Mayer Dr. Susan Mérillat; Lic.-Phil. Jörg Schlatter; Prof. Dr. Carolin Strobl; Dr. Lisa Wagner; Dr. Katharina Weitkamp