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Psychologisches Institut Entwicklungspsychologie: Erwachsenenalter

Zufriedenheit in der Partnerschaft

von Vanda Sieber

 

Hat Ihr Partner trotz wiederholter Ermahnung wieder einmal die Zahnpasta nicht zugeschraubt? Oder hat die Partnerin das dreijährige Jubiläum vergessen? Auch in den besten Partnerschaften gibt es hin und wieder geringfügige Meinungsverschiedenheiten oder kleinere Streitereien. Doch können solche Konflikte auch die gesamte Partnerschaft gefährden. Dies gilt es zu verhindern, doch gelingt dies nicht allen Menschen gleich gut. Insbesondere Personen mit niedrigem Selbstwert kann es Mühe bereiten, mit leichten Auseinandersetzungen angemessen umzugehen. So werden Personen mit einem niedrigen Selbstwert oftmals durch kleine Unstimmigkeiten verunsichert und distanzieren sich als Konsequenz emotional von ihrem Partner. Diese Bewältigungsstrategie zielt darauf ab, den Schmerz einer drohenden Ablehnung durch den Partner abzuschwächen. Doch führt diese Strategie oft zu einem Teufelskreis, der eine mögliche Ablehnung durch den Partner oder die Partnerin erst recht begünstigt.

Denise Marigold, John Holmes und Michael Ross schlagen in ihrem Artikel eine raffinierte und dennoch einfache Intervention gegen ebendiese Abwärtsspirale vor. Hierbei soll die Zuversicht und das Vertrauen in die Beziehung gestärkt werden, um problematische Verhaltensmuster nach Konflikten langfristig zu verhindern. Die Person mit niedrigem Selbstwert soll so lernen, die Wertschätzung durch den Partner als dauerhaft und bedeutend zu interpretieren, mit der Konsequenz, dass kleinere negative Situationen nicht mehr als bedrohlich wahrgenommen werden.

Die Forscherinnen und Forscher prüften ihre Annahmen in zwei Studien. In der ersten Studie wurde bei insgesamt 76 Personen überprüft, inwieweit die Intervention die wahrgenommene Bedrohung für die Beziehung bei Personen mit niedrigem Selbstwert abzuschwächen vermag. Die Intervention beinhaltete eine kurze Schreibübung, in der die Teilnehmenden an ein Kompliment denken und überlegen sollten, weshalb ihr Partner oder ihre Partnerin sie liebt und was das für ihre Beziehung bedeutet. Des Weiteren wurde die potentielle Bedrohung für die Beziehung manipuliert, indem die Probanden aufgefordert wurden, an negative Dinge über ihre Person zu denken, die sie vor dem Partner verstecken wollten. Danach sollten sie beschreiben, wie der Partner bzw. die Partnerin reagieren würde, wenn er oder sie davon erfahren würde. Die Studie zeigt auf, dass Teilnehmer, die in einer Intervention gelernt hatten, dass es «sicher» ist, Komplimente vom Partner anzunehmen, von mehr Beziehungsqualität in der «Bedrohungssituation» berichteten als die Personen, die keine Intervention erhielten. Zudem zeigten Personen nach der Intervention eine gleich hohe Beziehungsqualität auf wie Personen in der Kontrollgruppe, bei der die Probanden nicht auf potentielle Bedrohungen für die Beziehung aufmerksam gemacht wurden.

In einer weiteren Studie untersuchten die Autoren, ob die Intervention die Häufigkeit des Auftretens von negativen Verhaltensweisen gegenüber dem Partner oder der Partnerin abzuschwächen vermag. Hierfür wurden zusätzlich die Partner von 87 Teilnehmenden befragt. Gemäss den Angaben der Partner zeigten die Personen, die die Intervention durchlaufen hatten, weniger negative Verhaltensweisen auf als diejenigen, die keine Intervention erhalten hatten.

Die Studie zeigt somit, dass eine einfache Schreibübung Personen mit einem niedrigeren Selbstwert helfen kann, die wahrgenommene Sicherheit in einer Beziehung zu stärken. Dies wiederum hat einen Effekt auf die Qualität der Partnerschaft und wiederspiegelt sich im Verhalten gegenüber dem Partner. 

Ungeachtet vom Selbstwert ist es sicherlich nicht schädlich, das Vertrauen in die eigene Beziehung und in den Partner oder die Partnerin in kritischen Situationen zu stärken. Wenn Sie sich hin und wieder etwas zu stark über Kleinigkeiten aufregen und merken, dass sich daraus ein grösserer Konflikt ergeben könnte, versuchen Sie den Fokus auf positive Aspekte in Ihrer Beziehung zu lenken. Denken Sie an etwas Nettes, was Ihr Partner über Sie gesagt hat und überlegen Sie sich, weshalb Ihr Partner oder Ihre Partnerin Sie liebt und was das für Ihre Beziehung bedeutet. Denken Sie daran, dass Ihr Gegenüber Gründe hat, weshalb er oder sie mit Ihnen zusammen ist, und lassen Sie sich nicht durch kleine Streitereien aus dem Konzept bringen.

 

Literaturangaben:
Marigold, D. C., Holmes, J. G., & Ross, M. (2010). Fostering relationship resilience: An intervention for low self-esteem individuals. Journal of Experimental Social Psychology, 46, 624-630.

 

Bitte beachten Sie, dass diese Studie nicht in unserem Labor durchgeführt wurde. Wenn Sie an einer Studie in unserem Labor teilnehmen möchten, finden Sie dazu hier weitere Informationen.
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