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Psychologisches Institut Entwicklungspsychologie: Erwachsenenalter

Schön aber traurig. Wie Musik unsere Stimmung beeinflussen kann.

von Dr. Michaela Knecht


„Hey Jude, don't make it bad. Take a sad song and make it better“ sagt schon ein alter Klassiker der Beatles. Kennen Sie Situationen, in denen Sie nach einem traurigen Erlebnis Trost suchen, indem Sie sich ihre Lieblingsmusik CD anhören? Wenn Sie die Musik traurig aber gleichzeitig auch schön finden, kann das ein sehr gutes Mittel zu sein, um ihre Stimmung aufzuhellen.

Die Forscherinnen Annemieke Van den Tol und Jane Edwards haben sich eingehend mit der Frage beschäftigt, wie sich unsere Musikwahl auf die Stimmung auswirken kann. Sie waren interessiert daran, weshalb Menschen in Situationen, in denen sie schon traurig sind manchmal auch noch sehr traurige Musik hören. In früheren Studien konnte gezeigt werden, dass man das stärkste Bedürfnis nach trauriger Musik hat, wenn man soeben etwas Trauriges erlebt hat.

Was möchte man erreichen, wenn man traurige Musik hört? Mit dem Hören von Musik können wir ganz unterschiedliche Ziele verfolgen. Musik kann dazu verwendet werden, unsere Stimmung zu verändern, beizubehalten oder zu verstärken. Musik wird aber auch genutzt zur Entspannung oder um in Erinnerungen zu schwelgen. Die Forscherinnen wollten nun erfahren, aufgrund von welchen Motiven in schwierigen Situationen, traurige Musik bevorzugt wird. Tatsächlich berichten die Betroffenen ganz unterschiedliche Effekte des Hörens trauriger Musik, wie z.B., dass sie sich durch die Musik Ihren Freunden oder der Familie näher fühlen. Manchmal wird auch die Musik selbst als symbolischer Freund erlebt. Ausserdem wird berichtet, dass die Musik einen von ungewollten Gedanken und Gefühlen ablenken kann und zu guter Letzt auch, dass es die Musik schafft die Stimmung zu verbessern, so dass man sich eben weniger traurig fühlt. Bestimmt sind Ihnen diese Effekte aus Ihrem eigenen Alltag bekannt.

In einer Studie wurden 220 Personen aufgefordert, sich an eine negative Situation zu erinnern, bei der sie nachher traurige Musik gehört haben. Die Teilnehmenden mussten berichten, welche Strategie sie für die Wahl der Musik gewählt hatten, beispielsweise ob einem das Musikstück an etwas erinnert, Hoffnung gibt, oder ob man es einfach sehr schön findet. Dann mussten die Teilnehmenden angeben, welche Ziele sie mit dem Musikhören verfolgen wollten, und welche Effekte die Musik dann auf ihre Stimmung hatte. Die Studie hat gezeigt, dass es besonders dann zu einer Verbesserung der Stimmung kommt, wenn man Musik auswählt, die man sehr schön aber auch traurig findet. Auch das Ziel fürs Musikhören spielt eine Rolle. Offenbar ist entscheidend, welche Absicht wir mit dem Hören des Musikstücks verfolgen. Wenn in einer traurigen Situation bewusst zur Verbesserung der Stimmung Musik gehört wurde, hatte sich das positiver auf die Stimmung ausgewirkt als wenn Musik gehört wurde, um in Erinnerungen zu schwelgen. Der Effekt eines Musikstücks hängt also auch mit den Erwartungen zusammen, die wir mit dem Hören verbinden.

Quellen:
Van den Tol, a. J. M., & Edwards, J. (2014). Listening to sad music in adverse situations: How music selection strategies relate to self-regulatory goals, listening effects, and mood enhancement. Psychology of Music. doi:10.1177/0305735613517410

Bitte beachten Sie, dass diese Studie nicht in unserem Labor durchgeführt wurde. Wenn Sie an einer Studie in unserem Labor teilnehmen möchten, finden Sie dazu hier weitere Informationen.
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