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Psychologisches Institut Entwicklungspsychologie: Erwachsenenalter

„Der Geist ist willig, doch das Fleisch ist schwach“? Wie sich die Wahrnehmung einer Unabhängigkeit von Körper und Geist auf das Gesundheitsverhalten auswirkt

von Dr. Kathrin Krause


Viele Menschen nehmen ihren Körper und ihren Geist als zwei unabhängig voneinander existierende Einheiten wahr. Hat solch eine „dualistische“ Wahrnehmung Einfluss auf das konkrete Handeln von Menschen, zum Beispiel auf ihr Gesundheitsverhalten? Die Forscher Matthias Forstmann, Pascal Brugmer und Thomas Mussweiler von der Universität Köln nehmen an, dass eine dualistische Wahrnehmung dazu führt, dass Menschen ihren Körper als blosse Hülle verstehen und ihn daher eher vernachlässigen. Dies, so die Forscher, beeinflusse das Gesundheitsverhalten des Einzelnen. Ihre Annahmen haben die Forscher in einer Reihe von Studien untersucht.

Um diese Hypothese zu testen, teilten die Forscher die Teilnehmer in einer ersten Studie in zwei Gruppen ein, um die Wahrnehmung der Probanden zu beeinflussen. Die eine Gruppe las einen Text zum Körper-Geist-Dualismus, der den Körper und den Geist einer Person als zwei voneinander unabhängige Einheiten beschrieb. Die andere Gruppe las einen Text zum Physikalismus, der erklärte, dass der Körper und der Geist einer Person beide aus denselben physischen Substanzen bestehen. Um herauszufinden, ob die Manipulation der Wahrnehmung der Probanden anhand der Texte wirksam war, baten die Forscher die Teilnehmenden, aus sieben Diagrammen dasjenige auszuwählen, welches das Verhältnis von Körper und Geist ihrer Meinung nach am besten widerspiegelte. Die Diagramme bestanden aus zwei Kreisen die sich unterschiedlich stark überlappten, und von denen einer mit dem Wort „Körper“, der andere mit dem Wort „Geist“ beschriftet war. Im Anschluss daran gaben die Teilnehmenden in einem Fragebogen an, inwiefern sie Aussagen zu gesundheitsbezogenen Verhaltensweisen zustimmten, beispielsweise in Bezug auf Essverhalten („Ich achte darauf, wieviel Fett ich zu mir nehme“), medizinische Vorsorgeuntersuchungen und sportliche Aktivitäten („Ich gehe regelmässig joggen“). Die Ergebnisse zeigten, dass die Probanden der dualistischen Bedingung in der Diagrammaufgabe eher diejenigen Darstellungen auswählten, die weniger stark überlappten, also tatsächlich signifikant stärkere Körper-Geist-Dualismus-Überzeugungen zeigten als die Teilnehmenden der Physikalismus-Bedingung. Die Ergebnisse stützten ebenfalls die Haupthypothese der Forschenden: Personen, die glaubten, dass Körper und Geist unabhängig voneinander sind, gaben weniger Zustimmung bezüglich der gesundheitsbezogenen Verhaltensweisen an, als Teilnehmende, die Körper und Geist eher als Einheit betrachteten.

In zwei weiteren Studien untersuchten die Forscher die Auswirkungen einer dualistischen Wahrnehmung auf das konkrete Gesundheitsverhalten von Personen. Dazu setzten Forstmann und Kollegen erneut die Manipulationstexte aus der oben beschriebenen Studie ein. In der ersten Folgestudie konnten die Forscher zeigen, dass sich Teilnehmende der Körper-Geist-Dualismus-Bedingung bei einer Preisverlosung signifikant häufiger für Kochbücher mit ungesundem Inhalt (z. B. Barbecue oder Dessert) entschieden statt für Kochbücher mit gesundem Inhalt (z. B. vegetarisches und organisches Essen). In der zweiten Folgestudie fanden die Forscher, dass sich Personen, die an eine Unabhängigkeit von Körper und Geist glaubten, signifikant häufiger für ein ungesünderes und kalorienreicheres Mittagessen entschieden als Personen, die an Körper und Geist als Einheit glaubten.

Die Frage, welche psychologischen Mechanismen hinter dem Phänomen stehen, möchte das Forscherteam zukünftig noch beantworten. Auf Basis ihrer bisherigen Ergebnisse schliessen die Forscher, dass eine stärkere Wahrnehmung von Körper und Geist als Einheit bereits durch eine kurze Manipulation erzielt werden kann. Dies wiederum könne wesentlich dazu beitragen, gerade Risikogruppen zu einem gesünderen Lebensstil zu motivieren.



Quelle: Forstmann, M., Burgmer, P., & Mussweiler, T. (2012). „The mind is willing but the flesh is weak“: The effects of mind-body dualism on health behavior. Psychological Science, 23, 1239-1245.

Bitte beachten Sie, dass diese Studie nicht in unserem Labor durchgeführt wurde. Wenn Sie an einer Studie in unserem Labor teilnehmen möchten, finden Sie dazu hier weitere Informationen.

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