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Psychologisches Institut Entwicklungspsychologie: Erwachsenenalter

Geld ausgeben: Machen Erfahrungen glücklicher als materieller Besitz?

von Zita Mayer

 

Was würde Sie glücklicher stimmen: Ein Familienurlaub in Südamerika, oder ein neues Auto? Zahlreiche Forschungsarbeiten haben sich mit der Frage beschäftigt, ob es glücklicher macht, Geld in materielle Güter oder in persönliche Erlebnisse zu investieren. Bisherige Studienresultate deuten darauf hin, dass es den meisten Menschen mehr Freude bereitet, Geld für Erlebnisse auszugeben, als materielle Güter zu erwerben. Doch neue Befunde zeichnen ein differenzierteres Bild: Ob Erfahrungen tatsächlich glücklicher machen als materieller Besitz, hängt vom sozioökonomischen Status (in anderen Worten: vom Einkommen und Bildungsstand) der Befragten ab.

Die Forschenden Jacob Lee, Deborah Hall und Wendy Wood kritisierten, dass die bisherigen Befunde zum Kaufglück mehrheitlich auf Stichproben von College-Studierenden beruhen, die privilegierteren sozialen Schichten angehören. In einer Studie mit nicht-studierenden US-AmerikanerInnen baten die Forschenden die Teilnehmenden, rückblickend über zwei Einkäufe nachzudenken: Den Erwerb eines Objektes und den einer Erfahrung. Anschliessend bewerteten die Teilnehmenden, welcher Einkauf sie glücklicher gemacht hatte. Zudem wurden die Teilnehmenden gebeten, ihren eigenen sozioökonomischen Status einzuschätzen. Im Schnitt gaben Teilnehmende mit einem niedrigeren sozioökonomischen Status an, dass der Erwerb materieller Güter sie glücklicher gemacht hatte als der Erwerb von Erfahrungen. Teilnehmende mit einem höheren sozioökonomischen Status hingegen gaben an, dass der Erwerb von Erfahrungen sie glücklicher gemacht hatte als der Erwerb materieller Güter.

Die Resultate deuten somit darauf hin, dass unsere finanziellen Ressourcen unsere Kaufmotive und somit auch unser Kaufglück verändern. Die StudienautorInnen spekulieren, dass Menschen mit weniger finanziellen Mitteln evtl. mehr Wert darauf legen, Geld in Güter zu investieren, die über längere Zeiträume hinweg konkrete Bedürfnisse erfüllen (z.B. Kleidung, Möbel, Schmuck). Die Empfehlung, in Erlebnisse statt in Besitztümer zu investieren, scheint somit einem grossen Teil der Bevölkerung nicht gerecht zu werden.

 

Literaturangaben:

 

Lee, J. C., Hall, D. L., & Wood, W. (2018). Experiential or material purchases? Social class determines purchase happiness. Psychological Science. Advance online publication. doi:0956797617736386.

 

 

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