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Psychologisches Institut

Geschichte des Psychologischen Instituts


Von den Anfängen bis zum Umzug an die Binzmühlestrasse 14: 

1874–1899 1874 wurde für zwei Semester Wilhelm Wundt von Heidelberg nach Zürich als Professor für Philosophie berufen, bevor er nach Leipzig wechselte. Er hielt Vorlesungen über Völkerpsychologie und Logik und arbeitete an seiner Psychologie der Sprache.

Von 1877–1896 war Richard Avenarius in Zürich tätig. Er war ein zu seiner Zeit berühmter Philosoph und Erkenntnistheoretiker. In Zürich entwickelte er seinen Ansatz des Empiriokritizismus, der u.a. William James stark beeinflusste.

1897 wurde das Psychologische Laboratorium vom neu berufenen Ernst Meumann gegründet. Im Psychologischen Laboratorium bot Meumann experimentalpsychologische Praktika an. Meumann gilt neben seinen Arbeiten als Gedächtnispsychologe als Begründer der experimentellen Pädagogik. Er gab die Zeitschrift für Psychologie und Sinnesphysiologie heraus.

   
   
          
  Wilhelm Wundt   Richard Avenarius   Ernst Meumann

 

1900–1949 Ab 1902 bis 1911 war der Wundt-Schüler Gustav Störring, ein Psychologe und Psychiater, als Ordinarius in Zürich tätig. Er hatte 1900 Vorlesungen über Psychopathologie und ihre Bedeutung für die normale Psychologie veröffentlicht. Störring war Gründungsherausgeber der zweiten deutschsprachigen psychologischen Zeitschrift, des Archiv für die gesamte Psychologie.
Friedrich Schumann,

zuvor Assistent bei Carl Stumpf in Berlin und ebenfalls Experimentalpsychologe, wurde 1905 nach Zürich berufen. Meumann, Störring und Schumann waren im deutschen Sprachraum sehr bekannte Psychologen. Schumann wechselte 1910 an die Universität Frankfurt, wo er die Gestaltpsychologie Frankfurt-Berliner Prägung (Kurt Koffka, Max Wertheimer, Kurt Goldstein) formieren konnte.
 

Die Eröffnung des Psychologischen Instituts fand 1914 im neuen Universitäts-Hauptgebäude durch die Inbetriebnahme von Räumen und dem Laboratorium statt. Schon seit 1901 waren Assistenten angestellt worden, die späteren Professoren Arthur Wreschner (Zürich) und Johannes Hielscher (Münster).

Institutsdirektor warGottlob Friedrich Lipps,der seit 1911 Psychologie in Zürich lehrte (bis 1931). Er war ebenfalls Wundt-Schüler. Sein Wirken war allerdings im Vergleich zu seinem Bruder Theodor Lipps, Psychologie-Professor in München, von geringerer Ausstrahlung und Erfolg.
Ab 1913 war Julius Suter als Privatdozent am Psychologischen Institut tätig. Er wurde 1938 zum nebenamtlichen Extraordinarius ernannt (bis 1952). Suter war wie Arthur Wreschner auf dem Gebiet der Angewandten Psychologie tätig (z.B. Studie in der Schuhfabrik Bally 1915–1917). Suter gründete 1923 das «Psychotechnische Institut» aus dem später das «Institut für Angewandte Psychologie» (IAP) wurde.
Nach dem Tod von Lipps verzichtete die Philosophische Fakultät auf die Neuberufung eines Psychologen, so dass das Psychologische Institut in der Folge nur eine Scheinexistenz ohne für Psychologie berufene Lehrstuhlinhaber führte. Die Berufung von Wilhelm Keller machte ab 1947 langsam einen Neuaufschwung der Psychologie möglich, obwohl Keller selbst eher als Philosoph tätig blieb.

   
   
  Gustav Störring   Gottlob F. Lipps   Arthur Wreschner   Julius Suter

 

1950–1974 1958 wurde Hans Biäsch als Vertreter der Angewandten Psychologie zum Extraordinarius für Praktische Psychologie. Biäsch war zudem als Direktor des Instituts für Angewandte Psychologie und als Professor an der ETH tätig, wo er 1960 das spätere Institut für Arbeitspsychologie gründete.
Durch das starke Wachstum der Anzahl der Studierenden (1950: 50, 1980: 1010 Studenten) wurde das Institut in den Folgejahren vergrössert. Im Mai 1966 wurde das Institutsgebäude in der Zürichbergstrasse 43 eröffnet. In dieser Zeit erfolgte eine erhebliche Vergrößerung des Lehrkörpers:
Ulrich Moser (geb. 1925) wurde 1962 Extraordinarius und 1968 Ordinarius für Angewandte Psychologie, insbesondere Diagnostik, der seinen Lehrstuhl ab den 70er-Jahren in einen Lehrstuhl für Klinische Psychologie umwidmen konnte.
Der Soziologe Gerhard Schmidtchen, der vorher in Allensbach tätig war, wurde 1968 zum ausserordentlichen, 1970 zum ordentlichen Professor für Sozialpsychologie ernannt. Er hatte den Lehrstuhl für Sozialpsychologie bis 1989 inne.
Detlev von Uslar, philosophisch ausgebildeter Psychologe aus Freiburg im Breisgau wurde zum 1967 zum Extraordinarius und 1974 zum Ordinarius für Allgemeine theoretische Psychologie. Von Uslar wurde 1987 in Zürich emeritiert.
Nach dem Rücktritt von H. Biäsch wurde Francois Stoll 1973 zum Extra- und 1977 zum Ordinarius sowie Abteilungsleiter für Angewandte Psychologie.   
1975–1989 1975 wurde nach dem Rücktritt von W. Keller dessen Lehrstuhl neu als Professur für Allgemeine Psychologie experimentell-mathematischer Richtung gewidmet und mit dem Konrad Lorenz-Mitarbeiter Norbert Bischof besetzt.
Inge Strauch besetzte ab 1976 als Ordinaria den zweiten Lehrstuhl für Klinische Psychologie. Sie hatte das Gebiet zuvor in Saarbrücken vertreten.
Als psychologisches Nebenfach wurde 1978 die Psychopathologie eingeführt. Die Psychopathologie des Erwachsenenalters wurde vom nebenamtlichen Extraordinarius Christian Scharfetter und die Psychopathologie des Kindes- und Jugendalters vom nebenamtlichen Extraordinarius Stefan Herzka (beide Medizinische Fakultät) vertreten.
1985 wurde der Lehrstuhl für Psychologische Methodenlehre und ihre Anwendungen geschaffen und mit Rene Hirsig besetzt.   
1990–1999 Neubesetzungen und weiterer Ausbau:
1990 wurde der Lehrstuhl für Klinische Psychologie I nach dem Ausscheiden von U. Moser mit Brigitte Boothe und im gleichen Jahr der Lehrstuhl für Sozialpsychologie mit Heinz Gutscher besetzt.
1991 kam ein zweiter Lehrstuhl in diesem Bereich neu dazu (Sozial- und Gesundheitspsychologie), für den Rainer Hornung ernannt wurde.
In der Abteilung Angewandte Psychologie wurde 1992 ein Extraordinariat mit Urs Schallberger besetzt.
Das Ordinariat Allgemeine Psychologie wurde 1993 nach dem Ausscheiden von D. v. Uslar mit dem Wolfgang Marx neu besetzt.
Der Lehrstuhl Allgemeine Psychologie experimentell-mathematischer Richtung wurde 1997 mit Friedrich Wilkening als Ordinarius für Allgmeine und Entwicklungspsychologie wieder besetzt.
1999 wurde Ulrike Ehlert als Ordinaria für Klinische Psychologie in der Nachfolge von Inge Strauch berufen.   
2000–2004

Ab 2000 wurden zusätzlich zu den bereits bestehenden Lehrstühlen acht weitere Ordinariate eingerichtet:
Seit 2002 vertritt Willibald Ruch als Ordinarius das Gebiet der Persönlichkeitspsychologie und Diagnostik.
2002 wurde Lutz Jäncke als Inhaber des Lehrstuhls für Neuropsychologie berufen.
2002 wurde Mike Martin zum Ordinarius für Gerontopsychologie berufen. Er übernahm in der Folgezeit dazu die Leitung des Zentrums für Gerontologie an der Universität Zürich.
2002 tritt Fred Mast die SNF-Förderungsprofessur Wahrnehmung an.
2003 wurde Veronika Brandstätter-Morawietz zur Ordinaria für Allgemeine Psychologie mit dem Schwerpunkt Motivation ernannt.
2003 wurde Martin Kleinmann zum Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie ernannt.
2003 trat Klaus Jonas das Ordinariat für Sozial- und Wirtschaftspsychologie an.
2003 wird für Damian Läge die Assistenzprofessur für Angewandte Kognitionspsychologie (bis Juli 2009) eingerichtet.
2004 übernahm Alexandra M. Freund der Lehrstuhl für Angewandte Psychologie, ab 2006 mit dem Zusatz: Angewandte Psychologie: Life-Management.
2004 bis 2010 hatte Carmen Tanner die SNF-Professur «Kognitive Sozialpsychologie» inne.

2005 2005 wurde Andreas Maercker zum Ordinarius für Psychopathologie berufen – und damit aus einem Nebenfach, das früher durch Psychiater vertreten wurde (bis 1999 Prof. Christian Scharfetter, ab 2000 Prof. Hans-Joachim Haug) ein direkter Lehrstuhl des Psychologischen Instituts. 
2006 Im Sommer 2006 bezogen alle Lehrstühle das gemeinsame Institutsgebäude in Zürich-Oerlikon (Binzmühlestrasse 14) im Campus Zürich-Nord der Universität.
 

 

 

Andreas Maercker 
(Fassung vom 28.09.2023)