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Psychologisches Institut Klinische Psychologie und Psychotherapie

Psychische Befindlichkeit schwangerer Frauen im letzten Trimenon und deren Auswirkungen auf die psychische Befindlichkeit und die Mutter-Kind-Interaktion 13 Monate post partum

Projektleitung: Sieber, S.& Prof. Dr. U. Ehlert
Projektmitarbeiter:
Barbir, A., Germann, N., Hauerwas, D., Rechsteiner, Ch., Roos, E.
Kooperationspartner:
USZ Zürich, Klinik für Geburtshilfe, Maternité Inselhof Triemli, Privatklinik Bethanien
Projektlaufzeit:
2002-2004

Forschungsdatenbank:
Forschungsdatenbank der Universität Zürich

In der Praxis kann beobachtet werden, dass sich psychische Probleme auch in der Schwangerschaft manifestieren können – innerhalb eines Zustandes also, dem die Gesellschaft Zufriedenheit, freudige Erwartung und grosses Glücksgefühl zuschreibt. In verschiedenen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass pränatale Störungen in Beziehung zu ernsten Konsequenzen wie Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen sowie postnatalen psychischen Störungen stehen.
In dieser prospektiven Längsschnittstudie werden 61 Frauen, die an einem Geburtsvorbereitungskurs teilnehmen, während des letzten Trimenons zwei Mal, wenige Tage nach der Geburt sowie 13 Monate post partum anhand Selbstbeurteilungsbögen befragt. Ein erstes Ziel dieser Studie ist, die psychische Befindlichkeit der Schwangeren sowie ihre psychosoziale Anpassung an diese neue Situation im letzten Trimenon zu beschreiben und Verände-rungen zwischen dem ersten und zweiten Messzeitpunkt zu erfassen. Im Speziellen sollen Schwangerschafts- und Geburtsängste, Selbstwirksamkeitserwartung und psychosoziale Anpassung an die Schwangerschaft analysiert werden.
Ein zweites Ziel beinhaltet, Prädiktoren für die Geburtsangst, die Selbstwirksamkeitserwartung und die psychosoziale Anpassung sowie die psychische Befindlichkeit post partum zu bestimmen.
Ein drittes Ziel ist, Auswirkungen des psychosozialen Befindens in der Schwangerschaft auf die psychische Befindlichkeit sowie die Einstellung dem Kind gegenüber 13 Monate post partum zu analysieren.
Längerfristiges Ziel der Studie ist es, diese Ergebnisse zur Erfassung von Frauen mit einem erhöhten Risiko für Komplikationen und psychischen Problemen in der Schwangerschaft sowie post partum zu nutzen und die Ergebnisse als Basis zur Ausarbeitung einer speziell auf die Probleme schwangerer Frauen abgestimmten psychologischen Intervention zu verwenden, die im Sinne der primären und sekundären Prävention zusätzlich zur medizinischen Versorgung in der Geburtshilfe angeboten werden können.
Erste Resultate zeigen, dass die Frauen dieser Studie wenig bis keine Geburtsangst hatten. In der post-hoc Grup-peneinteilung in Terzile konnten signifikante Unterschiede zwischen den drei Gruppen aufgezeigt werden. Die Hochängstlichen konnten ihre Geburtsangst signifikant verringern, die Niedrigängstlichen zeigten eine leicht erhöhte Geburtsangst zum zweiten Messzeitpunkt. Die Selbstwirksamkeitserwartung konnte vom ersten zum zweiten Messzeitpunkt signifikant verbessert werden. Die allgemeine psychosoziale Anpassung hat sich im letzten Trimenon nicht signifikant verändert. Bei der Analyse der Subskalen konnten in den zwei Skalen Hilfe/Kontrolle sowie Vorbereitung auf die Wehen signifikante Verbesserungen festgestellt werden. Diese Veränderungen im letzten Drittel der Schwangerschaft lassen die Hypothese formulieren, dass der Geburtsvorbereitungskurs Auswirkungen auf die Geburtsangst und die Selbstwirksamkeitserwartung der Frauen hat. Mangels Kontrollgruppe können diese Hypothesen anhand dieser Daten nicht bestätigt werden.
Bei der Analyse der Prädiktoren konnte gezeigt werden, dass Geburtsangst der stärkste Prädiktor für eine schlechtere psychische Befindlichkeit post partum darstellt. Die Prädiktoren der drei Faktoren Geburtsangst, Selbstwirksamkeitserwartung und psychosoziale Anpassung können durch folgende Bereiche beschrieben werden: soziale Unterstützung (allgemein und durch den Partner), psychologische Probleme (phobische Angst, Geburtsangst, Zwanghaftigkeit) und Gefühl der Kontrollierbarkeit der Situationen. Diese Bereiche sollten im Sinne der primären und sekundären Prävention in Frühschwangerschaft erfasst und nötigenfalls behandelt werden.

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