Header

Suche

Warum «Bumerangfragen» das Gespräch stören – und wie wir es besser machen können

von Tove Hensler

Stellen Sie sich vor, eine Kollegin fragt Sie freundlich: «Wie war Dein Wochenende?» Kaum haben Sie geantwortet, erzählt sie ausführlich von ihrem eigenen Wochenende. Dieses Gesprächsmuster kennen viele – und es hat nun sogar einen Namen: Bumerangfragen. Wie bei dem Wurfstock, der zurückkommt, «fliegt»  in diesen Gesprächen die Aufmerksamkeit nach der Frage direkt wieder zu der Person, die sie gestellt hat.

Eine neue Studie im Journal of Experimental Psychology: General untersuchte dieses Phänomen. In mehreren Experimenten mit insgesamt über 3000 online rekrutierten Teilnehmenden aus den USA, analysierten die Forschenden, wie Menschen Gesprächsszenarien mit sogenannten Bumerangfragen bewerten. In einer zusätzlichen Laborstudie mit 196 Personen wurden Gespräche aufgezeichnet und ausgewertet, um das Phänomen auch in realen Interaktionen zu untersuchen. Die zentrale Frage lautete: Wie wird es wahrgenommen, wenn jemand eine Frage stellt – aber die Antwort nur dazu nutzt, um über sich selbst zu sprechen?

Die Studie zeigte, dass Bumerangfragen oft als unaufmerksam und egozentrisch wahrgenommen werden – auch wenn die Fragenden glauben, damit das Gespräch zu beleben oder Nähe aufzubauen. Die meisten Teilnehmenden nahmen Bumerangfragen als Zeichen dafür wahr, dass die Fragenden gar nicht wirklich zuhören wollten.

Interessanterweise wurde es positiver bewertet, wenn Menschen einfach persönliche Dinge teilten, ohne vorher eine Frage zu stellen. Offenbar wirkt es sympathischer, wenn man direkt über sich spricht, als wenn man erst Interesse vortäuscht.

Was können wir daraus lernen?

Für gute Gespräche ist es wichtig, aktiv zuzuhören und sich nicht – wenn auch vielleicht nur unbewusst – wieder in den Mittelpunkt zu stellen. Wer nachfragt und wirklich auf die Antworten der anderen eingeht, zeigt echtes Interesse. Dabei ist es zwar wichtig, auch eigene Erfahrungen zu teilen, aber dies sollte nicht die Antwort auf eine Frage überschatten. Bumerangfragen sind menschlich und passieren oft unbewusst. Wer jedoch tiefere und wertschätzendere Gespräche führen möchte, sollte darauf achten, wie viel Raum er dem Gegenüber lässt.

Literatur

Brooks, A. W., & Yeomans, M. (2025). Boomerasking: Answering your own questions. Journal of Experimental Psychology: General, 154(3), 864–893. https://doi.org/10.1037/xge0001693

 

Bitte beachten Sie, dass diese Studie nicht in unserem Labor durchgeführt wurde. Wenn Sie an einer Studie in unserem Labor teilnehmen möchten, finden Sie dazu hier weitere Informationen.
Verwendung und Vervielfältigung in jeder Form, auch auszugsweise, nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Autors.