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Psychologisches Institut Entwicklungspsychologie: Erwachsenenalter

Das Verfolgen von falschen Zielen führt zum Frustessen

von Dr. Jana Nikitin


Snacks, Chips, Schokolade: Menschen greifen öfters zu ungesunden, hochkalorischen Nahrungsmitteln, um die Hektik im Job erträglich zu machen oder über die Trennung vom Partner hinwegzukommen. Aber nicht nur Stress von aussen wird durchs Essen abgebaut, sondern auch Stress, den wir uns selbst machen; zum Beispiel durch das Verfolgen von Zielen, die uns emotional nicht befriedigen, wie Veronika Job und andere Forscher der Universität Zürich kürzlich rausgefunden haben.

Manche Menschen mögen an die Grenzen ihrer Leistung zu gehen, andere fühlen sich am wohlsten im Kreis ihrer Freunde und wiederum andere übernehmen gerne die Führungs-Rolle. Was wir am liebsten tun und was uns am meisten zufrieden stellt, so die Theorie, wurde durch das Verhalten unserer Eltern bestimmt, noch bevor wir zu reden begannen.

Nun verfolgen Menschen nicht immer Ziele, die diesen frühkindlichen Prägungen entsprechen. Manchmal machen sie Überstunden, um eine exzellente Leistung im Job zu erbringen, obwohl sie eigentlich am liebsten die Zeit mit ihrer Familie verbringen würden. Manchmal pflegen sie langweilige Freundschaften, anstatt die Leute anzuspornen und etwas Tolles auf die Beine zu stellen. Manchmal organisieren sie Veranstaltungen, obwohl sie es nervt, und sie viel lieber ihrem anspruchsvollen Hobby nachgehen würden.

Wenn wir – aus welchem Grund auch immer – Ziele verfolgen, die uns emotional nicht zufrieden stellen, sind wir frustriert und fühlen uns nicht gut. Falls wir diese Ziele nicht ändern können oder wollen, probieren wir, den Stress auf anderen Wegen abzubauen. Einer davon ist das Frustessen. Veronika Job und Kollegen haben diese Annahme in zwei Studien bestätigt. In beiden hat sich gezeigt, dass Menschen, die Ziele verfolgen (z.B. eine Leistungsaufgabe möglichst gut zu machen), die sie nicht befriedigen (weil Leistungsstreben nicht ihrer Prägung entspricht), nachher mehr hochkalorische Nahrungsmittel essen. Es hat sich auch bestätigt, dass dieses Frustessen teilweise aus schlechter Laune über die nicht befriedigenden Ziele resultiert.

Die Diskrepanz zwischen unseren frühkindlichen Prägungen und Zielen, die wir verfolgen, führt nicht nur zum Frustessen, sondern hat auch andere negative Konsequenzen für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden: körperliche Beschwerden, Einnahme von Medikamenten oder negative Gefühle, wie frühere Studien herausfanden. Es wäre also von Vorteil, sich Ziele zu setzen, die uns emotional befriedigen. Und wenn wir nicht die Wahl haben? Dann sollten wir vielleicht den nicht befriedigenden Zielen keine grosse Bedeutung verleihen. Das sollte auch unserer Gesundheit gut tun.



Quelle: Job, V., Oertig, D., Brandstätter, V., & Allemand, M. (2010). Discrepancies between implicit and explicit motivation and unhealthy eating behavior. Journal of Personality, 78, 1209–1238.



Bitte beachten Sie, dass diese Studie nicht in unserem Labor durchgeführt wurde. Wenn Sie an einer Studie in unserem Labor teilnehmen möchten, finden Sie dazu hier weitere Informationen.

Weiterführende Informationen

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